Von der Bar Centrale und Pariser Parfum

Illustration: Rebekka Heeb

Gestern fuhren am Hafen die Bagger vor.

Es war, als würden sie in den Krieg ziehen.

Eine der Maschinen hatte eine Riesenkugel angehängt – die Kugel baumelte wie ein gigantischer Nasentropf am Kranarm hin und her.

Schliesslich schwenkte die Maschine aus. Die Kugel krachte an die Bar Centrale. Ein Teil der weiss-rosigen Mauer brach zusammen.

NACH DREI STUNDEN WAR DIE GESCHICHTE DES ÄLTESTEN TREFFPUNKTS DER INSEL NUR NOCH EIN TRÜMMERHAUFEN.

Erschienen am: 
Dienstag, 2. August 2016

Das Baby

Das Flugzeug aus Hamburg hatte Verspätung.

«Zwei Stunden!», stöhnte Liz.

Sie setzte sich auf einen der raren Sessel. Dann schüttelte sie den Kopf: «Ist ja auch eine ­Schnapsidee …»

Es sollte ihr erstes Treffen werden. Live. Bis anhin hatten sie nur Skype-Kontakt.

Liz hatte sich von Kurt getrennt – nach dem ­verflixten siebten Jahr.

Er wollte Kinder. S I E NICHT.

Erschienen am: 
Montag, 25. Juli 2016

Von den Heuschrecken in Rom und dem Glück

Illustration: Rebekka Heeb

Badrig sass auf der Strasse. Und verkaufte Heuschrecken.

So habe ich den Jungen aus Manila kennengelernt.

Ich stresste durch Rom. Und suchte nach einer Tischdekoration. GRUND: Mein Neffe Stefan heiratete. Innocent hatte ihm gross­spurig versprochen: «Wir bauen dir das Fest auf der Insel – grosse Kiste. Für einmal soll es richtig krachen. Lade all deine Freunde und Verwandten ein! Ich lass mich nicht lumpen.»

Erschienen am: 
Dienstag, 19. Juli 2016

Falsche Leiche

Der Sarg stand in der Kirche.

Einige Frauen des Dorfs schlugen das Kreuz davor. Sie öffneten das Fensterchen an der ­Kopfseite der Holzkiste. Und hauchten einen Kuss auf das Glas.

Max schauderte. DAS WAR JA SO WAS VON UNHYGIENISCH!

Man sieht, was Max für einer ist: der ultra­pingelige Städtertyp.

Tante Erna war seine erste Tote. Er kannte ­Leichen nur aus den Sonntagskrimis.

Erschienen am: 
Montag, 18. Juli 2016

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