Frau -witsch

Hilde zupfte ein paar der abgewelkten Geranien aus der Blumenkiste.

Die Tauben hatten auf der ganzen Terrasse beschissene Grüsse hinterlassen.

UND AN DEM TÖPFCHEN MIT DEM BASILIKUM KLEBTE DOCH TATSÄCHLICH EINE SCHNECKE!

Weiss der Teufel, wie die auf den Balkon klettern konnte.

Hilde atmete tief durch.

Der Balkon war ihre Welt. Und diese Welt liess sie sich nicht durch Taubenschiss und diesem ­Schleimer von Schneck durch den Dreck ziehen!

Erschienen am: 
Montag, 19. September 2016

Von der Erfahrung, wie man auf den Hund kommt

Illustration: Rebekka Heeb

Als vor etwa zwei Monaten die SP erstmals laut herausbellte: «EIN HUNDEPARADIES AUF DEM MARKT!», musste ich doch laut lachen. Guter PR-Gag. Gutes Fasnachtssujet. Gute Schlussfolgerung: Die SP ist auf den Hund gekommen. Ich habe dann die Gruppe der Jungsozialisten bewundert, die zurückgebissen hat: «Haben wir in dieser Stadt keine andern Probleme!»

Anscheinend nicht. Wir streiten um Puff-­Zonen und sehen das grosse Puff nicht mehr. Wir rufen nach Hundevergnügen und merken nicht, wie so ziemlich alles zur Sau geht.

Erschienen am: 
Dienstag, 13. September 2016

Eiskalt

Er wollte sie umbringen. Schon lange.

Die Frage war nur: WIE?

Am liebsten wäre Rolf ihr an den Hals gegangen.

Anna hatte ihn während den letzten 40 Jahren zur Weissglut getrieben.

Liebe war eh nie dagewesen. Aber so etwas wie Respekt. Und: Geld. VIEL GELD.

Sie hatten einander an einer Benefiz-­Veranstaltung kennengelernt. Sie: die Gönnerin. Er: im Service.

Natürlich wusste er, wer Anna war: die Erbin des grössten Bauunternehmers des Landes.

Erschienen am: 
Montag, 12. September 2016

Hanspeter Müller-Drossaart: «Stress ist nun mal mein Leben»

Man hört ein feines Surren.

Der Rollstuhl gleitet lautlos wie ein Mondmobil durchs Zimmer.

Der Mann im rollenden Sessel bewegt nur die Augen. Er ist querschnittsgelähmt. Und hält den Blick auf seinen Diener gerichtet.

Ruf vom Regiepult: «…Hanspeter, dein linker Fuss! DU HAST IHN WIEDER BEWEGT!»

Hanspeter Müller-Drossaart erhebt sich seufzend aus dem Rollstuhl: «Also einfach ist das nicht…»

Erschienen am: 
Samstag, 10. September 2016

Von der nackten Milly und Fleischschau in Mexiko

Illustration: Rebekka Heeb

Tante Milly liebte es nackt. Die Familie erzählte, dass sie sich schon als frischgebackenes Baby blau gebrüllt habe, als man ihr das rosigrote Wollhöschen überzog. Windeln entledigte sie sich mit hysterischem Gestrampel. Und später, auf dem Weg in den Kindergarten, habe sie schon vor der Haustüre das Höschen runtergezogen. Ohne einen Faden an sich sei sie bei Frau Zimmerli aufgekreuzt. Und wollte nur mit nackten Badepuppen spielen.

Es war eine Marotte von Milly.

Erschienen am: 
Dienstag, 6. September 2016

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