Vom ermordeten Alten und dem Gipfel des Präsidenten

Gestern haben sie den Alten ermordet. Quasi direkt vor unserer Türe. Und keiner hats gemerkt.
Der Alte heisst Bodo. Jedenfalls nennen ihn alle so.
«Ciao Bodo», rufen die Mädchen ihm zu, bevor sie morgens zu ihren Computern eilen.
«Ciao Bodo»? grinsen die Strassenputzmänner, die früh schon mit ihren Spritzkarren ankurven. Und um Bodo einen sorgfältigen Bogen ziehen? damit sein Schlafsack trocken bleibt.

Erschienen am: 
Samstag, 19. Juni 2010

Vom englischen Opernsommer und Reisen mit TomTom

Donnerstag - Innocent kommt mit Päckchen und verschworener Miene heim: «So. Das wird uns den Weg weisen!»
ER HAT AUF SEINE ALTEN TAGE DIE BIBEL GEKAUFT!
Ach. Hätte er nur.
Nein. Er schält einen kleinen Bildschirm aus dem Papier. Und strahlt: «Darf ich vorstellen - das ist TomTom. Er wird uns führen!»

Erschienen am: 
Donnerstag, 26. Juli 2007

Vom Ende des Ramadan und dem Anfang im Nahen Osten

Donnerstag «MEIN GOTT», sagte Innocent.
Und schaute aus dem Auto, das keines war. Die Karre, die uns von Kairos Flughafen an die Talaat Harb Street schaukelte, war eigentlich als «Hühnertransport» registriert. Doch leider war es unsere einzige Möglichkeit, mit vier Koffern, einer Apnoe-Apparatur samt Ersatzschlauch sowie Innocents Bettflaschen-Bär, ohne den er keinen Schritt in die Ferne tut, ins Zentrum der ägyptischen Metropole zu gelangen.

Erschienen am: 
Samstag, 24. Oktober 2009

Vom ellenlangen Marsch und keinem Vanillestrudel

Also mit der Sissi hat mich Innocent geködert. ABER NUR ZWEI MAL! DAS ERSTE UND DAS LETZTE MAL. Freund Innocent kann mir künftig das Klunkerdiadem der Kaiserin vor die Füsse werfen, und ich werde nicht mehr so grottendumm sein und mir deswegen ein paar Walking-Nikes an die Füsse schnallen. Besonders da diese platt und geschunden sind.

Erschienen am: 
Sonntag, 30. September 2012

Vom Dudeldudel-Tanzkleid und gespreizten Finger

Evchen ist mir in den Ohren gelegen wie eine Fledermaus am Gebälk: «Sei lieb... bring mir so ein Dudeldudel-Tanzkleid mit. In Kairo haben sie die schönsten. Und wenns geht, gleich noch ein Pfund Perlen dazu. Sie verkaufen sie dort wie bei uns Kartoffeln im Sack.»
Ich weiss nicht, was die Mutter meines schönsten Patenbuben mit einem Dudeldudel-Tanzkleid macht. Ich hoffe nicht das, wozu es eigentlich gedacht ist, nämlich TANZEN. Genauer: BAUCHTANZEN!

Erschienen am: 
Samstag, 3. April 2010

Vom Carnevale in Venedig und Pinocchio

Donnerstag - Als Evchen vor dieser Pasticceria in Monte Grotto die vergammelten Papierpünktchen am Boden kleben sieht, baut sie gleich eine Arie daraus «KONFETTI!» - schreit sie entzückt. «UND SCHAU MAL, WIE GROSS DIE SIND - KONFETISSIMI QUASI!»
Na ja - jeder spricht, wie ers in seinem «Italienisch in fünf Tagen»-Kopfhörer-Kurs gelernt hat.
«Räppli», sage ich eisig. «IN BASEL SAGT MAN RÄPPLI!»
Ebenso eisig weht die Räppli-Bise zurück: «Wir sind hier NICHT in Basel. Sondern in Venezien.»

Erschienen am: 
Donnerstag, 8. Februar 2007

Vom Buckligen und San Erasmo

Die Kinder im Hafen rennen ihm nach. Klopfen auf seinen Buckel. Und jagen kreischend davon.
Carlo schaut ihnen lächelnd nach.
Ein Leben lang hat man seinen Buckel als Glücksbringer benutzt. Es stört ihn nicht mehr. Und es waren viele Jahre lang die einzigen Berührungen, die er von andern Händen zu spüren bekam. KEIN STREICHELN. KEIN UMARMEN. Aber immerhin: EINE MENSCHLICHE BERÜHRUNG!

Erschienen am: 
Samstag, 25. Juni 2011

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