Wer hat das Pulver erfunden?

Eine Anregung der brasilianischen Regierung, eine Entwicklung von Nestlé

Rezept: Mokka-Brownies

Seit Jahrhunderten wird Kaffee getrunken. Und seit Generationen streiten sich die Connaisseurs über dessen Geschmack.

Die Italiener sagen: Er muss feurig sein wie die Liebe. Und süss wie Honig. Überdies muss man ihm Zeit gönnen. Kaffee sollte nie bei der Arbeit getrunken werden - sondern der Grund für eine Unterbrechung sein.
Die Nordländer mögen ihn mit viel Milch.
Und die Amerikaner haben das Pulver erfunden.
Meint man. Denn: WER HATS ERFUNDEN? Jawohl. Die Schweizer! Genauer: Nestlé. Vor 68 Jahren.

Aber zurück zu den Kaffeegewohnheiten. Die Kembserweg-Omi hatte da ein Liedlein drauf:
«Bi so glügglig - drallalalalaaaa
wenn y e Tässeli Kaffi haaa.»
Mutter bekam Vögel: «Das ist kein Kaffee. Das ist eine Zumutung - drei gehäufte Löffel vom Kaffeezusatz Zichorie auf ein Mokkalöffeli voll Kaffee. Und dann wärmst du das Ganze immer noch sechs Mal auf.» «Bambeluure» wurde Omis Gebräu genannt, das die Farbe eines alten Elefanten hatte. Der Kaffee-Ersatz aus den Chicorée-Pflanzen - in Basel einfach «Frank Aroma» genannt - gab der Mischung etwas «Spezielles». Und dem Haushaltbudget Luft. Denn Kaffee war nicht unbedingt preiswert. War er nie.
Mutter, die fürs Schnelle war, begeisterte sich für Nestlé und seine Metall-Döschen. Nescafé stand überall herum. Die Familie hatte ihr Spezialrezept: Mit Kondensmilch aus der Tube und dem Nescafé-Pulver wurde eine Paste angemacht. Und die mit kochendem Wasser übergossen. Cuisine cruelle bis zur Selbstauflösung …

Erst als die Gona-Kaffeemaschine Mode wurde, diese zwei bauchigen Gläser, bei denen das heisse Wasser in die obere Kugel hochblubberte, das Kaffeepulver einkochte und als rabenschwarzer Saft in die untere Kugel zurücktropfte - da wurde das Nescafé-Pulver im creme-braunfarbigen Döschen durch «die Wienermischung» ersetzt.

Die Lösung. Es war 1930, als die brasilianische Regierung sich an Nestlé wandte. Nestlé hatte mit seinem Milchpulver Furore gemacht - die Brasilianer wünschten sich etwas Ähnliches für ihren Kaffee. Das Land hatte nämlich eine Überproduktion. Und suchte nach einer Lösung.

Sieben Jahre hat Max Morgenthaler, der Spezialist und Nahrungschemiker, bei Nestlé geforscht. Dann war es soweit: 1938 braut er den weltweit ersten wasserlöslichen Kaffee - und nennt ihn Nescafé.
Die Werber plakatieren das Getränk als «guten Kaffee, der ohne die Komplikationen einer Kaffeemühle oder einer Kaffeemaschine auskommt».
Die Dose macht Furore. Sie wird mit der «modernen Zeit» verbunden. Und nach dem Krieg sind es insbesondere die amerikanischen Soldaten, welche den Nescafé weltweit verbreiten.

Nestlé forschte im Kaffeebereich immer weiter. 1952 konnte man die Kohlehydrate weglassen, die bis anhin für die Herstellung des löslichen Pulvers nötig waren. Jetzt wird Nescafé erstmals zu einem - wie die Werbung jubelt - «Produkt aus 100 Prozent reinem Kaffee».
Die Metalldose ist in den Haushalten Tradition geworden. Und wird noch lange in unseren Erinnerungen haften. Trotzdem - seit über 40 Jahren ist sie bereits out. 1960 wurde die einst so berühmte Dose durch ein luftdicht verschlossenes Glas ersetzt. Wieder ein Fortschritt. Diese Verpackung ermöglicht nämlich eine längere Haltbarkeit des Kaffee-Aromas.
1966 folgt dann der entscheidende, goldene Schritt zur Gefriertrocknung. Die Aromen werden durch das auf Kälte basierende Herstellungsverfahren noch besser konserviert - Nescafé gold ist geboren.

Ein Dauerbrenner. Man könnte meinen, der heutige Boom der italienischen Espressomaschine und den knallenden Kapseln mit dem «Schüümli»-Effekt hätten die Begeisterung für Nescafé gemildert. Das stimmt nur bedingt; Nescafé wird noch immer weltweit am meisten getrunken.

Oder andersrum: Auf unserm Erdball werden pro Sekunde insgesamt 24500 Tassen Kaffee gebraut. Davon sind 14 Prozent Nescafé. Mit andern Worten: Jede Sekunde werden über 3500 Tassen Nescafé angerührt. Damit ist er der weltweit am meisten genossene Kaffee überhaupt.

In Bezug auf den weltweiten Kaffeekonsum kann sich die Schweiz sehen lassen. Sie nimmt den 6. Platz ein - noch vor Frankreich und Deutschland. 875 Tassen Kaffee trinkt ein Schweizer jährlich im Durchschnitt. Das sind etwa 3,3 Tassen pro Tag. Wenn mans mit Honoré de Balzac vergleicht: ein Klacks. Der hat nämlich bis zu 60 Tassen am Tag reingeschüttet.

Mokka-Brownies

Italianità. Wer in Basel Kaffee sagt, meint «il caffè». Die Café-Oase von David Pfrommer und Claudia Danuser an der Falknerstrasse ist zum «in»-Place der Espresso-Liebhaber geworden. Der Italianità. Und der Lebensfreude. Claudia Danuser verwöhnt ihre Gäste auch mit Selbstgebackenem - für uns hat sie exklusiv Mokka-Brownies kreiert, die sie mit Nescafé-Pulver verfeinert.

Zutaten: 100 g Butter, 400 g zerbröckelte, dunkle Schokolade, 4 Eier, 200 g Zucker, 1 Prise Salz, 2-3 Kaffeelöffel Nescafé-Pulver, 225 g gemahlene Haselnüsse, 150g Mehl.

Zubereitung: Butter und Schokolade unter Rühren im Bain-Marie schmelzen. Etwas abkühlen lassen.
Eier, Zucker und Salz gut mit Schwingbesen schaumig quirlen.
Nescafé in wenig Wasser auflösen und zur Eimasse geben (eventuell noch einen Sprutz Café-Likör dazugeben). Schokomasse darunter rühren und Haselnüsse sowie Mehl dazumengen. Die Masse nun auf Backtrennfolie auf dem Blech 1cm dick ausstreichen.
Alles 20 Minuten in der untern Hälfte des vorgeheizten Ofens bei 200 Grad backen.
Herausnehmen. Leicht abkühlen. Und in 3x4 cm grosse Stücke schneiden.
Nach Belieben mit Kakaopulver oder Puderzucker überstreuen und ausgarnieren.

PS. In Alufolie verpackt halten sie sich eine Woche, tiefgekühlt zwei Monate.

PS 2. Noch leicht gefrorene Brownies mit Vanille- oder Walnusseis serviert, sind ein super Schnell-Dessert.

Rezeptkategorie: 
Freitag, 3. März 2006