Ein Rum von Ruhm

Die Geschichte von Rum Coruba ist eine Basler Erfolgsstory

Rezept: Jamaicas Planter’s Punch

Klar kommt er aus Jamaika. Doch erst, als ein Basler den Zuckerrohrsaft importiert hatte, eroberte er als Coruba-Rum die Welt. Er ist Bestandteil berühmter Drinks. Und: Er gehört in den Brunsliteig.

Der Kopf mit dem schwarzen Mann und den lachenden roten Lippen fasziniert seit über 60 Jahren. Vor allem aber begeisterte uns der goldgelbe Sonnenhut - dieses Gelb, das Exotisches, Robinson-Crusoe-Insel und Palmen ahnen liess.
Nachdem Mutter einen ordentlichen Gutsch von der braunen Flüssigkeit an den Brunsliteig geschüttet hatte - «Brunsli schmecken mit Rum am allerbesten, weil der Rum das Aroma der Schokolade am trefflichsten untermalt», so ihr persönliches Weihnachtsgebäck-Credo - wenn Mutter also die Flasche mit dem Bastmantel wieder im Stubenbuffet versorgt hatte (wo alle Spirituosen und die Schnapsgläslein auf den schwarzen Kaffi am Sonntag warteten), da blieb dieser einzigartige Duft von Ananas und Kaffee, Vanille und Nuss zurück. «Ledrig-juchtig» (von Juchte, einer russischen Lederart) - so heisst das Vokabular bei den Experten heute. «Rum Coruba» hiess es damals.

Der Ursprung. Das Markenzeichen von Rum Coruba war seit jeher ein lachender schwarzer Mann mit Strohhut - und bis heute hat er als echter Rum Corubaner überlebt. Doch die Geschichte von Rum Coruba ist eine eigentliche Basler Robinson-Story: Rudolf Waeckerlin war ein Basler Welthandelsreisender, der Insektenbekämpfungsmittel vertrieb. Einst kam er nach Jamaika. Der Basler war von der Qualität des jamaikanischen Rums begeistert. Und brachte ein paar Flaschen des nussbraunen Getränks nach Hause.

Auch hier: Begeisterung bei allen Freunden. Und Waeckerlins Blitzidee: Diesen Rum könnten wir doch importieren! Et voilà: Er gründete die Compagnie Rhumière Bâle - CORUBA war geboren.
Was 1943 auf der Antilleninsel begann, wurde zum Welterfolg. Nicht zuletzt auch durch das einzigartige Label mit dem schwarzen Kopf und dem Sonnenhut. Der Neffe des Gründers, Ralph Waeckerlin, erinnert sich: «Mein Onkel hat das Label auf Jamaika zeichnen lassen. Er war vom Entwurf sofort überzeugt - jahrzehntelang hat der Coruba-Mann dann von der Hauswand des Mutterhauses an der Güterstrasse 141 gelacht und war allen Baslern ein Begriff.»
Nicht nur den Baslern. Das Rum-Plakat ist heute bei Sammlern eines der begehrtesten der Welt.

Die Herstellung. 1993 hat Ralph Waeckerlin die Mehrheitsaktien der Rum Company LTD an die Firma Haecky verkauft. Doch noch immer ist der Neffe des Coruba-Gründers für den Vertrieb der Flaschen mit dem typischen Bastmantel in alle Welt verantwortlich: «Auch heute noch wird der Rum auf Jamaika hergestellt», sagt er. «Im tropischen Klima unterliegt die Rum-Maische einer stürmischen Gärung. Entscheidend für eine erlesene Endproduktion ist vor allem ein langsamer Brennprozess. So können die Aromastoffe im Destillat von der Maische wiedergewonnen werden. Nach unserem alten (Geheim-)Rezept werden mehr als ein Dutzend Jamaika-Rum-Sorten unterschiedlichen Alters und von verschiedenen Brennereien sorgfältig miteinander vermischt. Dann wird alles nochmals mindestens fünf Jahre in Eichenfässern gelagert.»

Der Mischprozess wird in den Haecky-Kellereien von Reinach durchgeführt. Danach wird der Rum mit destilliertem Wasser auf eine Trinkstärke von 40 Prozent Volumen reduziert und abgefüllt - mit der N.P.U.-Bezeichnung: nonplusultra.

Die Anwendung. Tatsächlich ist der Geschmack nonplusultra geblieben. Coruba-Rum kennt nicht nur in Basel verschiedenste Verwendungsmöglichkeiten - während den ersten kalten Tagen schüttet man einen Gutsch davon gerne in den Tee oder braut sich einen steifen Grog (der Unterschied: Beim Grog wird der Rum nur mit heissem Wasser und Zucker sowie einem Spritzer Zitrone gestreckt).

In den 60er Jahren waren insbesondere die «Babas au Rhum» oder die «Savarins» beliebt. Diese Punschringe wurden von den Konditorei-Angestellten beim Verpacken vor den Augen des Kunden noch zünftig mit Coruba-Rum getränkt. Das feuchte Resultat schmeckte köstlich.

Rum, dieser göttliche Zuckerrohrsaft, der seinen Namen vom Wort «Brum» (Geist des Zuckerrohrs) bekommen hat, wird noch immer für Cremen und Desserts verwendet. Der «Rum-Topf», der in den 70er Jahren grosse Mode war, ist nur eines der ruhmreichen Rum-Getränke.

Natürlich verwenden Barkeepers Rum für ihre Coktails: Cola Coruba, Mai Tai, Pina Colada - und dazu dann Rumba. Wobei Historiker sich nicht einig sind, ob der Tanz tatsächlich auf den «Rum Ba»-sel und dessen reichlichen Konsum zurückgeht ...

Jamaicas Planter’s Punch

Wärmend. Ralph Waeckerlin, Neffe des Coruba-Gründers, geniesst auch heute noch den Rum für spezielle Anlässe. «Meine Mutter hat stets behauptet, er sei die umweltfreundlichste Heizung. Denn nichts wärmt so herrlich wie Rum.»
Waeckerlin empfiehlt einen alten Rum auch zum Genuss einer Zigarre - oder dann den Coruba zur Zubereitung des uralten Drinks, den sich die Plantagenbesitzer einst in Jamaika genehmigt haben:

Zutaten: 4 cl Rum Coruba NPU, 40% Vol., 1 cl Grenadinesirup, 5 cl Orangensaft, 2 cl Zitronensaft.

Zubereitung: Zusammen mit Eiswürfeln shaken. Das Ganze wird in einem hohen Longdrinkglas (oder auch Stielglas) serviert und mit einer Orangenscheibe sowie Cocktailkirsche ausgarniert. Santé!

Rezeptkategorie: 
Freitag, 4. November 2005