Jeder hat etwas zu sagen. Und jeder widerspricht jedem.
Ich bügle. Und Bügeln ist echte Büglerei. Überhaupt mache ich im Zeitalter von Corona alles selber. Muss ich. Karotten schnippeln, Knöpfe annähen, die Klo-Schüssel desinfizieren – Innocents Waden einbinden.
An diesem einzigen Tag, als unsere Elsässerin den Leymener Grenzkontrolleur bezirzte und nach Vorweisen sämtlicher Amts-Schreiben, Stempeln und unseren rot unterstrichenen Hilfeschreien die gute Frau durchwinkte, da stülpte diese bei uns zu Hause schwarze Plastikhandschuhe und drei hellblaue Mundschutz-Masken übers Ganze. Da die Putz-Perle eh schon klein gebaut ist und bei Professor Börne in Tatort problemlos als Zweit-Alberich durchgehen könnte, da die Person also in ihrer wahren Grösse ins Gnomige abdriftet, sah sie jetzt mit Mundschutz und schwarzen Handschuhen aus wie ein McDonald-Signal aus, das beim Drive-in zur Pommes-Abgabe winkt.
Natürlich kann man mit schwarzen Handschuhen und Worten, welche im Munschutz absaufen nicht staubsaugern. Man kann so auch nicht bügeln oder meinen verstopften Syphon auseinandernehmen.
Schon nach vier Minuten wedelte die Hilfe hysterisch mit ihren Gummifingern vor dem Maskenmund und keuchte immer nur: «Air, air. Je n’ai plus d’air». Daraufhin haben wir beide entschieden, dass sie erst wiederkommt, wenn der Impfstoff endlich gefunden ist.
Ja, ist das denn so schwer?! Ich erlebe zur Zeit auf allen Medien-Sendern einen Auflauf an Virologen. Sie wirken ohne Mundschutz und Laborschürzen eher blass und nichtssagend, obwohl jeder viel zu sagen hat. Aber hallo: Haben Sie gewusst, dass es so viele Virologen gibt? Jeder Forscher, jeder Politiker und auch die höchsten Götter der Pharma-Forschung reden in diese Mikrophone, die man ihnen so verhütet hinstreckt, wie der Freier im Puff seinen – ach Ihr wisst doch alle, was ich sagen will.
Jeder hat etwas zu sagen. Und jeder widerspricht jedem. Alle haben ihre Theorie, ihre Studien – und vor allem ihren Auftritt. Aber Ihr guten Götter im Schürzenweiss, Ihr sollt nicht auftreten, Ihr sollt forschen. Und wenn Ihr den Impfstoff gefunden habt, dann dürfen alle Scheinwerfer und sämtliche Nobelpreise auf Euch gerichtet sein. Vorher aber: Macht uns nicht wahnsinnig! Und vor allem sagt nicht: «Wir wissen noch gar nichts.»
So viel wissen wir jetzt auch, dass keiner etwas weiss. Meldet Euch, wenn es soweit ist. Deshalb: Huschhusch – ab ins Labor, schnell an die Arbeit! Wir bügeln schliesslich auch – ohne dass wir über jeden Hemdenkragen einen Kommentar abgeben.